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Nachruf auf Hansjörg Zürcher

26.01.2017 14:31

Ein Nachruf von André Benker auf Hansjörg Zürcher, Mitglied der Hall of Fame des ADC Switzerland, der am 1. Januar 2017 im Alter von 77 Jahren verstorben ist.

HJZ R.i.P.
19. Juni 1939 – 1. Januar 2017

Hansjörg Zürcher, Gründungs-Mitglied, Vorstands-Mitglied und in der Hall of Fame des ADC Switzerland, Werber der Jahres und lange, lange prägender Creative Director von Advico Young & Rubicam, ist am 1. Januar gestorben.

Kurz vor Weihnachten habe ich mit Hansjörg noch gesprochen. Er war sehr müde und hat nicht viel geredet. Um ihn ein wenig
abzulenken, erzählte ich von den Vorbereitungen zu einem neuen Spot. Wie aus der Pistole geschossen kam seine Frage: „Mit wem drehst Du?“

Das war Hansjörg, immer ein leidenschaftlicher Kreativer und Werber. Seine Schule waren die Jahre bei Young & Rubicam in Frankfurt, die Werbeagentur damals. Viele seiner Kollegen und alle seine Vorbilder kamen aus den USA und England. Bill Bernbach, Len Sirowitz, Howard Luck Gossage, Collett Dickenson Pears, Visa-Kampagne, Käfer-Kampagne, Fina-Kampagne, dort spielte die Musik.

Zurück in der Schweiz arbeitete Hansjörg zuerst in Bern, dann in Zürich und nach der Fusion von Young & Rubicam mit Advico in Gockhausen. Aufgefallen sind die Kampagnen aus seiner Küche schon gleich zu Anfang seiner Berner Zeit.

Hansjörg war immer bestens informiert, was weltweit in der Werbung los war. Er machte sich viele Gedanken, wusste viel über Werbung und viel über Film. Das alles hat er gerne weitergegeben. Wer ihn kannte, sieht ihn dozierend durch die Gänge der Agentur spazieren. Lange ist die Liste mit bekannten Namen von ADs, Textern und CDs, die durch diese Schule gingen.

Werbung wird gemacht, um zu verkaufen. Um das Publikum zu erreichen, braucht man eine hervorragende Idee. Darum ging es ihm immer. Hansjörg war ein ernster Mensch mit einem guten Sinn für Humor. Man lachte und diskutierte viel, mitunter auch hitzig.

Manchmal fiel Hansjörg das Leben nicht so leicht. Auch konnte er sehr entrückt und abwesend sein. Wenn er aber da sein musste, dann war er es: blitzschnell, glasklar und sehr präzise.

„Toaster kauft man besser bei der Migros. Versicherungen übrigens auch.“ Ein Klassiker von Hansjörg. Gut in Erinnerung, wie er nach einem internationalen Y&R-Meeting zurück in die Agentur kam: „Ich hatte auf dem Flug nach New York eine Idee für die Schweizer Milch. Ich glaube, die ist gut.“

Sie war hervorragend, das wissen heute alle. Das Publikum hat Lovely, die steppende und jonglierende Kuh, sofort geliebt. Genauso wie die Juroren von nationalen und internationalen Wettbewerben.

Sie gehörte über Jahre zum Besten, was man im Werbeblock des Schweizer Fernsehens zu sehen bekam. So lange Hansjörg als CD schützend seine Hand über die Kuh hielt, blieb das auch so.

Aufgewachsen ist Hansjörg in Thun, wo sein Vater ein Kino führte. Geworden ist er der Papst des Schweizer Werbefilms, so wurde er nicht nur von der Fachpresse genannt.

Sein Filmseminar war legendär und hat zur Qualität des Schweizer Werbefilms bestimmt seinen Beitrag geleistet. Zuerst hat er es nur bei Advico durchgeführt, später auch bei vielen anderen Agenturen in der Schweiz und in der ADC Kreativschule, zuletzt tingelte er damit mit viel Vergnügen sogar durch ganz Europa.

Nachdem er sich von Advico Young & Rubicam und der Werbung verabschiedet hatte, las Hansjörg viel und war viel auf Reisen, immer dabei seine liebe Ehefrau Erika.

Es ging ihm gut mit der Werbung. Es ging ihm gut ohne die Werbung. Der Werbung ohne Hansjörg geht es vielleicht ein bisschen weniger gut.

Uns fehlt Hansjörg schon lange.