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Die Übung

Edi Campagnoli

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Einst sah ich in den USA im TV die Chris Colbert Show. Der Late Night Talker wollte von Bruce Springsteen wissen, welchen Song er wählen würde, dürfte er nur noch den einen hören. Springsteen entschied sich für «Summer Wind» von Frank Sinatra. Die Frage ist grundsätzlich interessant und so kam sie mir in den Sinn als ich an der gfm (Gesellschaft für Marketing) Tagung nach einem ausnahmsweise mal spannenden Vortrag mit Wladimir Klitschko die Gelegenheit hatte, ihn in der Pause unter vier Augen zu sprechen. Krafttraining ist ja im Grunde ein lästiges Übel und doch will man in Form bleiben – gern mit minimalem Aufwand und maximalen Resultat. Also fragte ich ihn: Wenn er nur noch eine einzige Übung machen dürfte für den Rest seines Lebens, welche wäre das? Klitschko antwortete ohne zu zögern «Klimmzüge» und erklärte auch gleich, warum: Die Übung aktiviert sämtliche Muskeln im gesamten Oberkörper und man definiert damit den Körper je nach Griffbreite. Die Beine kann man getrost vernachlässigen, weil man sie sowieso den ganzen Tag über braucht und so trainiert. Okay, die Übung ist zu Beginn vielleicht die schlimmste, die man sich vorstellen kann, doch irgendwann macht sie tatsächlich so etwas wie Spass. Ich konnte diese Simplizität kaum glauben, aber einem mehrfachen Boxweltmeister habe ich die Aussage natürlich abgenommen. Seither mache ich wirklich jeden Tag meine Klimmzüge. Und sollten manchmal die Muskeln ein wenig weh tun, denke ich an die Worte, die Klitschko zum Abschluss sagte: «Schmerz ist lediglich ein Fehler, der den Körper verlässt.» Klimmzüge sind auch eine Metapher aufs Leben. Der erste ist am härtesten, danach wird man routiniert.


Edi Campagnoli, Sportenthusiast


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