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Hans Feurer (1939 – 2024)

06.02.2024 09:49

"Ich liebe die Frauen. " – Ein Nachruf von ADC Vorständin Michelle Nicol.

Mit Hans Feurer zu arbeiten, bedeutete für uns alle Teil einer präzisen ästhetischen Operation zu werden. Sein Produkt – die Fotografie – organisierte Farbe, Form und Licht effektvoll und zugleich einfach in dramatischer Anordnung. Feurer war berühmt für seinen klaren grafischen Ansatz. Nach seiner gestalterischen Ausbildung an der Zürcher Kunstgewerbeschule arbeitete er in Paris für die bekannte Werbeagentur J. Walter Thompson. Dann wurde er Art Director in London, erfand Kampagnen und beauftragte Leute wie Helmut Newton. Das Agenturleben verleidete ihm jedoch bald («zu viele Sitzungen»), also kündigte er, kaufte einen Land Rover und fuhr nach Afrika. Das war in den 60er-Jahren. Zahlreiche Abenteuer später besann er sich auf seine Liebe zur Schönheit und beschloss Modefotograf zu werden. Wenn man ihn seither fragte, warum er sich dazu entschied, meinte er stets: «Ich liebe die Frauen». 

In den 80ern wird Hans Feurer, jetzt in Paris zu Hause, zu einem Star seiner Zunft. Für den Status sorgten unter anderem die Bilder für Kodak: nackte Frauen-Hintern bedeckt von feinem Sand. Oder die Kenzo-Kampagnen mit Iman, die er als absolute Amazone inszenierte. Eine seiner bevorzugten Locations war Fuerteventura: Der tiefschwarze Sand zusammen mit dem blauen Meer hatte einen unschlagbaren Effekt. Entdeckt hatte er die Insel mit 21 Jahren, als er dort eine Zigaretten-Werbung produzierte. Seine Tageszeit war überall auf der Welt frühmorgens und abends, wenn die Sonne tief steht und alles in einen diffusen goldenen Schein taucht. 

Was Hans Feurer auf Shoots immer als besonders wichtig erachtete: das Essen. In Paris führte er mich bei seinem Lieblingsmetzger ein; die chice Boucherie de l’Etoile XVII liegt gleich beim Arc de Triomphe. Ebenfalls zu den Pariser Unverzichtbarkeiten gehörte ein Besuch im Restaurant Toyo. Der Chef Toyomitsu Nakayama war einst der Leibkoch von Modedesigner Kenzo, für den Feurer die prägenden Kampagnen mit erdachte. 

In den letzten Jahren wohnte Feurer unweit von Zürich, umgeben von Natur. Er arbeitete unermüdlich, schuf Editorials für Self Service, Vogue, Annabelle, Antidote oder Kampagnen für Bogner, Eres, Bottega Veneta. Am 16. Januar ist Hans Feurer im Alter von 85 Jahren gestorben. Das Fundament seines Werks, das auch auf der Schweizer Typographie beruht, bleibt bestehen.  

Hans Feuer und Michelle Nicol an Vernissage.