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Kreative an die Macht

Nicht viele Unternehmen haben den Mut, Kreativschaffende in der Chefetage einzubinden. Dabei bringt es bedeutende Vorteile.

Simone Züger

2023

Simone Zügler
Simone Zügler
zvg

1: Unternehmen, die Design in ihrer Kultur von Anfang an berücksichtigen, sind erfolgreicher. Design gilt immer mehr als Schlüssel zum Erfolg, auch in Zukunft. Kreative verlassen das Gewohnte und stürzen sich ins Unbekannte. Wir fordern herkömmliches Denken heraus, hinterfragen, kreieren und innovieren. Als Gestalterin bin ich diesem Prozess immer wieder ausgesetzt. Der Weg dazu, Neues entstehen zu lassen, führt von einer Idee zum Entwurf, dieser wird wieder verworfen, um von vorne anzufangen. Es braucht Mut und Fantasie für Problemstellungen, die so noch nie gelöst wurden.

2: Das schiere Befolgen von Guidelines führt in der digital geprägten Marken- und Marketingwelt nicht mehr zu herausragenden Ergebnissen. Gerade nicht, wenn es sich um ein skalierbares Unternehmen handelt, welches durch die Interaktion von der Marke mit der Community lebt. Wer die Kreation von Anfang an mitdenkt, hängt die Konkurrenz ab – unabhängig von der Branche ist dieser Wettbewerbsvorteil nachgewiesen.

3: Nicht nur das Unternehmen profitiert, wenn es auf einen originellen Geist in einer Führungsposition zählen kann, sondern die Gesellschaft. Wir Menschen unterscheiden uns unter anderem aufgrund unseres Geschlechts. Bisher wurden jedoch Erfindungen – vom Autositz über den Staubsauger bis zur Bordsteinkante oder der Küchentheke – oftmals auf den durchschnittlichen Mann ausgerichtet. Auch weil in dem Bezug Daten über Frauen fehlten. Dieser Gender-Data-Gap macht sich gesellschaftlich, wirtschaftlich, medizinisch, kulturell bemerkbar. Er beeinflusst unsere Lebenswelt. Die Folgen können harmlos sein, den Frauen den Alltag einfach ein wenig erschweren. Oder sie können sich als lebensbedrohlich herausstellen, wenn in der Medizin der Mann als Prototyp und seine Symptome als typisch gelten.

4: Wir Kreativen haben die Möglichkeit, Dinge zu gestalten, Identitäten zu kreieren, neue Regelwerke zu transportieren und Standards zu erschaffen. Je mehr wir mitbestimmen können, desto erfolgreicher und vielfältiger wird die entworfene Welt. Zur Markenstrategie von «elleXX» – zu dessen Gründungsteam ich zähle – etwa gehört die Erkenntnis aus der Black Rock Investors Pulse Study, dass sich 82 Prozent der Frauen von der Tonalität der Banken nicht angesprochen fühlen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Schweiz wird also von Investmentthemen ausgeschlossen. Auch in diesem Zusammenhang hat Design einen hohen Stellenwert, weil es dabei helfen kann, Finanzthemen für Frauen zugänglicher zu machen. Ich bin überzeugt davon, dass Geld die letzte Frontlinie zur Gleichstellung ist. Der grösste Geld-Gap ist übrigens der Gender-Gründungs-Gap. Gründerinnen erhalten 98 Prozent weniger Risikokapital für ihre Ideen, Produkte und Start-ups. Das hält Frauen auf und klein und das wollen wir ändern. Und übrigens: Auch der Frauenanteil in den Verwaltungsräten und nachhaltiges Wirtschaften korrelieren positiv.

Simone Züger ist Designerin, Künstlerin und Unternehmerin. Sie ist Co-Founderin und Chief Innovation Officer des Fintech Start-ups «elleXX»

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