Mal angenommen, wir würden den ADC dichtmachen. Würde uns irgendjemand vermissen?
2023
Klar, eine Weile lang würde man uns hinterhertrauern, dann aber akzeptieren, dass alles ein Ende hat. So wie damals, als das ADC-Buch sang- und klanglos verschwunden ist. Abwegig ist diese Vorstellung in Anbetracht des Drucks, der auf der Agenturwelt lastet, nicht. Um zu verhindern, dass sie Realität wird, braucht der ADC ein grösseres Update. Kein Wischiwaschi. Denn in der Krise und in der Not bringt der Mittelweg den Tod. Aber wie so oft, wenn man nach vorne schreiten will, blickt man zuerst hinter sich. Man geht wie ein Modedesigner ins Archiv und wühlt ein bisschen in den verstaubten Kisten, bis man das entdeckt, was schon immer da war und einfach mal wieder neu interpretiert werden muss: die DNA. «Zeigen, wie’s geht:» Das ist nicht unser Slogan. Und auch nicht unser Motto, das lediglich über unserer Galerie hängt und in zwei, drei Jahren wieder überpinselt wird. Diese Formulierung beschreibt, warum es uns gibt, weshalb wir morgens aufstehen (sollten) oder – um es zeitgemäss auszudrücken – unseren Purpose, den viele von uns schon das gesamte Berufsleben lang verinnerlicht haben. Dieses schmetterlingshafte Gefühl im Bauch, wenn man eine gute Idee hatte, bei der man intuitiv weiss, dass sie gut ist. So gut, dass man es kaum erwarten kann, dass sie das Licht der Welt erblickt, damit auch die anderen sie gut finden können. Oder eben nicht. Dann halt nächstes Mal. «Zeigen, wie’s geht» ist ein wunderbarer Antrieb, der auf sehr, sehr viele Bereiche übertragbar ist und der seinen Höhepunkt erfährt, wenn wir als Member in den ADC aufgenommen werden. Hier – bei uns – schliesst sich der Kreis alles Kreativen (sorry wegen dieses schrecklichen Genitivs). Dass dieser Kreis vergrössert werden muss, liegt auf der Hand. Die Werbebranche muss sich als Teil der Marketingbranche verstehen, und diese befindet sich im wohl grössten Umbruch ihrer Geschichte. Immer mehr neue Rollen entstehen, die kreativ besetzt werden. Wir dürfen den ADC deshalb nicht zu lassen, sondern müssen mehr zulassen. In der Zeit unseres Bestehens kamen schon immer neue Profile dazu: Zu Beginn waren wir Art-Direktoren und Texterinnen. Dann kamen die Fotografen, die Produzentinnen und irgendwann auch die Kreativstrategen. Und demnächst sollten uns zudem Creators, Produktdesignerinnen, Servicedesigner, Analystinnen, Markenstrategen und Gameentwicklerinnen ergänzen. Denn sie alle sind Teil einer Community, die daran glaubt, dass die Zukunft durch Kreativität gestaltet wird, die Bestehendes hinterfragt, auf den Kopf stellt und manchmal auch einreisst, damit Neues entstehen kann. Die Kreativen, das sind wir. Und wir sind viele. Viele verschiedene. Aus allen Disziplinen der kreativen Kommunikation.