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«Ich habe mal auf einem Zettel notiert: Digital kann mich mal»

Im April fand der erste Buch-Launch im Metaverse statt. Wird auch Diogenes digitaler?

Philipp Keel

2023

Philipp Keel
Philipp Keel
Maurice Haas / © Diogenes Verlag

Wie die meisten in der Branche haben wir alles Erdenkliche ausprobiert und zerbrechen uns weiter die Köpfe über Apps, digitale Lesezirkel, E-Books, Podcasts, Webshops. So wunderbar die Freude daran ist, neue Dinge auszuprobieren, sind sie damit noch lange nicht erfolgreich. Mir berichten immer mehr Menschen, dass, wenn sie schon mal ein Buch lesen, sie es dann auch gern in den Händen halten. Corona hat eine Rückbesinnung auf das Wesentliche mit sich gebracht. Viele haben deutlich gemerkt, dass sie von ihrem Smartphone regiert werden. Unser Verlag hat darum in den letzten zwei Jahren eine Blütezeit erlebt.

Wie wird man als Marke Kult, wie es den weissen Diogenes-Büchern gelungen ist?
Als Künstler haben mich schon immer die Gestaltung und die Möglichkeiten von Brands fasziniert. Und die Aufträge in der Werbung haben mir damals geholfen, dass ich mir meine Kameras und Pinsel leisten konnte. Ich war geprägt von den brillanten Einfällen des Designers Raymond Loewy, aber auch von vielen Popart- und Fotorealismuskünstlern, in deren Arbeit Marken eine wichtige Rolle spielten. Darum habe ich mich schon früh mit der Marke Diogenes beschäftigt – lange bevor ich den Verlag übernommen habe. Meine Idee der weissen Cover geht also weit zurück. Ich dachte an etwas Einfaches, an etwas Plakatives, an etwas, das man wiedererkennt.

Wann wird es Werbung für andere Produkte in Büchern geben?
Vielleicht gibt es das schon, aber das wäre nicht unser Stil. Es würde dem Buch die Seele nehmen. Hingegen haben wir mittlerweile 20 Millionen «Anzeigen» in Form von weissen Karten mit Gedanken beigelegt. Diese Kampagne vereint Gelassenheit und Humor, beides steht für Diogenes. Die Karten haben eine ungemeine Wirksamkeit, weil viele sie weiterschenken, verschicken oder irgendwo hinkleben. Unsere Kampagne hängt sogar in Klassenzimmern und auf WCs (!).

Wie lautet Ihr Purpose?
Der entspricht Voltaire und unserem Firmenmotto: «Jede Art zu schreiben, ist erlaubt, nur die langweilige nicht.» Für einen geistreichen Appetit gibt es bei uns diverse Gerichte. Wir bringen die Leute zum Lachen und zum Weinen.

Der beste erste Satz in der Literatur?
Der muss auf jeden Fall ein Statement sein. Ein Gedanke über die Liebe oder die Verzweiflung, in dessen Einfachheit und Poesie ich mich auf der Stelle verliere. Über das Gelesene hinaus darf nichts mehr eine Rolle spielen.

Nur für Sie.