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Look oder Schluck? Was zählt beim Wein mehr?

Naürlich spielen Region, Traubensorte, Volumenprozente, lieblich oder trocken, Grand Cru oder kein Cru, Jahrgang sowie der Preis und anderes eine Rolle. Doch wird ein Wein mit einer attraktiveren Etikette öfter gekauft?

Theophil Butz

2021

Welcher Wein kommt besser an?
Welcher Wein kommt besser an?
Ilustration: Janne Iivonen

Zurück zu Look oder Schluck. Dazu nenne ich ein berühmtes Fallbeispiel: Baronesse Philippine de Rothschilds Vater hatte für seinen Château Mouton Rothschild die Idee, für jeden Jahrgang einem Künstler ein Feld auf der Etikette frei zur Verfügung zu stellen. 1945 engagierte er dazu den ersten Künstler, Philippe Jullian, einen Namensvetter. 1946 kam Jean Hugo dran, 1947 dann Jean Cocteau. Es folgten Braque, Dalí, Miró und Chagall noch vor Picasso. Auch unser Hans Erni durfte sich auf dem Etikett verewigen. Eine 7-dl-Flasche 2010 kostet über 1000 Stutz. Die Konstanz der Baronesse sollte uns Werber etwas lehren. Eine Idee wird immer wirksamer, je länger man beharrlich damit herumspielt. Meine berühmten drei «K», auch in der Motzvon-Butz-Phase erwähnt, – Konzept, Kreation, Kontinuität – bilden das Erfolgsrezept.

Es ist mir bewusst, dass es mehrere schlaue Füchse gibt, die wie ich glauben, dass der Look nicht nur die halbe Miete ist, sondern mehr. Vergani kauft – wie ich von ihm hören durfte – Weine aus kleinen Gütern und lässt die Etiketten appetitlich und luxuriös von professionellen Gestaltern kreieren.

Wenn Ihnen das zu zauberhaft vorkommt oder ein Rothschild zu teuer ist, dann können Sie ja einmal den Wein meiner Frau Inge Steiger Butz ausprobieren. Ein reiner Sangiovese, namens «Theophil», ausschliesslich in Magnumflaschen abgefüllt. Die Etikette verändert sich bei jedem Jahrgang. Eine solche Flasche kostet noch keine 1000 Stutz, sondern nur 9 Prozent davon.

Habt ihr euch das gemerkt? Dreimal «K».

FRAGE DER ZEIT

Wird ein Wein mit einer attraktiveren Etikette öfter gekauft?
– Heinz B., per E-Mail

Todsicher verkauft sich etwas, das attraktiv aussieht, öfter. Sonst wären ja Packaging-Designer überflüssig. Ich wünschte mir, dass sie mehr eingesetzt würden, denn zu viel Amateurismus herrscht immer noch vor.

Nur für Sie.