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OUT OF OFFICE - Abwesenheitsnotiz

Die Zeit anhalten, Fische retten oder Kunst schauen: Das machen ADC-Mitglieder out of office.
 

Gioia Bozzato

2023

Jean Claude Biver (links) und Marcus Gossolt.
Jean Claude Biver (links) und Marcus Gossolt.
zvg

Das macht ADC-Mitglied Marcus Gossolt, wenn er nicht gerade arbeitet? Er schläft. Das Wachsein ist schön und macht viel Arbeit. Das geniesse ich, wie auf diesem Foto: Es zeigt zwei ältere weisse Männer. Der Mann links im Bild hat sein Leben den Uhren gewidmet, hat die ewig tickenden Kunstwerke und sich selbst immer wieder neu erfunden. Der Mann rechts im Bild, ich, sein Bewunderer, kam im wahrsten Sinne durch einen Unfall vor 15 Jahren zur Uhr. Lange Geschichte. Das Zusammenspiel von Unruh und Anker wurde vor 200 Jahren erfunden und ist bis heute unerreicht. Welch Erhabenheit. Und dennoch ist die Uhr noch immer nicht erfunden worden; warum sonst sollte man sie immer wieder neu entwerfen? (Falls dies jemand aus der Uhrenbranche liest: Bittebittebitte melde dich, ich würde all meine Liebe in die Gestaltung einer mechanischen Schönheit einbringen!) Das Foto zeigt aber noch mehr von mir: Ich bemale mit Freude T-Shirts. Im Gegensatz zur Leinwand ist man hier befreit von vor der Welt rettenden Erwartungen. Doch diese Leibchen sind natürlich nicht irgendwelche, sondern die Besten und die Schönsten. Es werden nur sehr wenige in Japan hergestellt und ich verrate sicher nicht, wie man dazu kommt. Ausser man fragt mich ganz lieb. Des Weiteren trage ich um meinen Hals eine Goro-Feder. Lange Geschichte. Im Hintergrund ist der Abdruck eines Baumes, den wir um die ganze Welt ziehen. Lange Geschichte. Und der Anlass, den das Foto dokumentiert, ist ein Kundinnenauftrag unserer Agentur. Die Findung der Grenze von Arbeit-Familie-Hobby ist mir fremd.
Marcus Gossolt Inhaber Alltag.ch, ADC-Mitglied seit 2022

Michelle Nicol
Michelle Nicol
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Wenn ich nicht in der Agentur bin, schaue ich mir Ausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern an. Und von Designern und Designerinnen. In Museen, in Galerien und am liebsten in Offspaces oder Pop-ups oder Artist-run Spaces. Das kann ein Schaufenster sein, ein Keller, ein ehemaliges Büro oder bei jemandem zu Hause. Das Medium ist egal. Und ich bin sehr schnell: Ich laufe einmal durch und nehme den Gesamteindruck mit. Keine Details. Die Flut an Infos wirkt beruhigend. Ich mag es, wenn mir dann am nächsten Tag noch eine Arbeit in Erinnerung geblieben ist. Das mache ich in meinen Städten Zürich, Basel, Lugano. Aber auch wenn ich reise. Es gibt überall etwas zu sehen. Man lernt dabei meist auch nette Leute kennen. Kunst ist ein Katalysator. Auf die Kunst brachte mich mein Zeichnungslehrer an der Bezirksschule in Mellingen AG. Sein Name ist mir grad entfallen. Aber ich sehe ihn vor mir: Er hatte rotblonde lange Haare, einen Bauch und trug immer einen cremefarbenen Overall. Ich fand ihn ziemlich cool. Und ich war natürlich gut im Zeichnen, hatte immer die Bestnote. Künstlerin wollte ich aber nie werden. Lieber wollte ich über Kunst schreiben. Deshalb habe ich dann Kunstgeschichte studiert. Und weil mich die ästhetischen Ausformulierungen der Mode gleichermassen belustigten, schrieb ich während des Studiums für diverse Magazine und Zeitungen über Kunst und über Mode. Das Interdisziplinäre inspiriert mich noch heute.
Michelle Nicol Managing Partner und Curator Neutral Zurich, ADC-Mitglied seit 2010

Constantin Camesasca
Constantin Camesasca
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Wenn ich nicht ganz nah vor dem Bildschirm sitze und viel nachdenke, sitze ich möglichst weit weg vom Bildschirm und denke möglichst wenig nach. Denn dann bin ich auf dem offenen Meer und helfe einem spanischen Angel-Guide (und guten Freund), vom Aussterben bedrohte Schwertfische zu fangen, zu vermessen, zu markieren und wieder in die Freiheit zu entlassen. Alles für die Wissenschaft. Alles für den Fortbestand der Spezies. Denn nur so lassen sie sich erforschen. Und um das zu schaffen, muss man diese perfekten Jäger der offenen Meere an den Haken bekommen und mit der Angel an Bord ziehen. Mitten in der Nacht. Mitten im endlosen Nichts. Tage vor der Ausfahrt lesen wir alte, vergilbte Unterwasserkarten, reden mit einheimischen Fischern in urigen Kneipen über Techniken, Mondphasen, Köderfarben, Tiefen, Strömungen, Montagen, Schnüre. Zusätzlich hören wir uns komischen Aberglauben und dusseliges Anglerlatein an. Wie Zane Grey und Hemingway einst. Nur landet später der gefangene Grossfisch nicht als Trophäe am Galgen. Und das ist auch gut so. Denn die Schwertfischpopulation im Mittelmeer steht durch die industrielle Fischerei kurz vor dem Kollaps. Die Tiere kommen nachts aus über tausend Meter tiefen Unterwasser- Canyons an die von Mond und Sternen erhellte Wasseroberfläche, um dort Kalmare zu jagen. Und da dümpeln wir hoffentlich auch herum und versuchen, sie mit akribisch- detaillierten Nachbauten ihrer Leibspeise als Köder zu überlisten. Dann fängt die eigentliche Arbeit erst richtig an. Da sitze ich also, sechzig Seemeilen vom Festland entfernt, und schaukle in der stockfinsteren Nacht auf dem offenen Meer. Nur ab und an erhellen Leuchtquallen und illuminierendes Plankton das tiefe Schwarz des Wassers. Und so kommt es, dass ich unter dem überwältigenden Sternenhimmel, fernab vom Bildschirm, doch viel denke.
Constantin Camesasca Freelance-Konzepter und -Art-Director, ADC-Mitglied seit 2022

Roger Staub
Roger Staub
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Ich bin ein digitaler Nomade und schätze mich glücklich, in meiner alten Heimat Los Angeles eins unserer Agenturbüros zu haben. Nach langem bin ich mal wieder in L. A. Es ist und bleibt der Sehnsuchtsort, an dem ich auftanken und mich inspirieren lassen kann. Am besten gelingt mir das beim Spazieren in den Hollywood Hills. Die lang gezogenen Hügelketten bieten unzählige grossartige Hiking-Routen. Einer meiner bevorzugten Aussichtspunkte ist der Peak oberhalb des Griffith-Park-Observatoriums, von dem aus ich mir immer wieder gerne den Sonnenaufgang an- und auf die unendliche Stadt hinunterschaue mit all ihren Geschichten, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten.
Roger Staub Co-Founder, Partner, Creator von LoF – Leap of Faith, ADC-Mitglied seit 2022

Tizian Walti
Tizian Walti
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Wenn es die Zeit zulässt, verziehe ich mich ins Atelier und mache Kunst in Form von Skulpturen oder Installationen. Meine Arbeiten sind Statements zu politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Konflikten, die mich – wie viele andere auch – aus aktuellem Anlass beschäftigen. Dabei suche ich jeweils nach einem Sinnbild, um das Thema für mich auf den Punkt zu bringen. Manchmal kristallisiert sich das bei der Kombination von Objekten heraus, wenn ich über Flohmis schlendere oder mit meinem Sohn was «zum Mitnehmen » auf der Strasse finde. So sind in den letzten zehn Jahren zahlreiche Arbeiten entstanden, die in Gruppenausstellungen sowie auf Kunstmessen unter anderem in New York, Paris, Hamburg, Moskau oder auch in Hongkong zu sehen waren.
Tizian Walti Creative Director TBWA\Switzerland, ADC-Mitglied seit 2022
 

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